Sebastian Schuhbeck

Religionsunterricht digital



Einige lehrplanorientierte Praxisideen (Kath. RU)

  "... in Ewigkeit. Enter!"  - Digitalisierung im RU

 Notebooks, Tablet-PCs und Smartphones als Hilfsmittel im RU

Der JIM-Studie vom Dezember 2017 zufolge besitzen 97% der befragten Jugendlichen Smartphones, 76% einen eigenen Computer bzw. ein Laptop und immerhin ca. ein Drittel der Jugendlichen auch Tablets. Und für jede dieser ganz unterschiedlichen Geräteklassen gibt es eine immer größer werdende Anzahl von Apps und auch Internetdiensten: Snapchat und Instagram haben bereits Facebook im Userverhalten der Jugendlichen abgehängt. Online-Videos (z. B. auf Youtube, Netflix oder Amazon Prime) liegen im Medienkonsum der Jugendlichen ebenfalls bereits weit vor herkömmlichem Fernsehen.

Tablet-PCs, iPads, Smartphones, Notebooks ... es wäre schon toll, wenn es gelänge, ein wenig von der Begeisterung, die solche Geräte auf unsere Schülerinnen und Schüler ausüben, auch für den Religionsunterricht kreativ ausnützen zu können. Es soll hier also um schulische Möglichkeiten gehen, die man bekommt, wenn man zulässt, dass Schüler/-innen ihre eigenen Geräte im oder für den Unterricht einsetzen. Natürlich muss es auch für diesen eigentlich ganz simplen Ansatz ein cool klingendes englisches Acronym geben, das die Sache auf den Punkt bringt: BYOD [= Bring your own device! Also: Bring dein eigenes Gerät!]  

In dieser Rubrik möchte ich Ihnen kleine Anregungen geben und im Laufe der Zeit (vielleicht durch Ideen von Ihnen?) weiter ergänzen. Ich werde dabei absichtlich erst einige Ideen vorstellen, die sowohl von der Hardware-, als auch von der Software-Seite her keine großen Anforderungen an alle Beteiligten stellen:

  • Da wäre z. B. die Dialektbibel: Die Schüler/-innen werden aufgefordert, entweder von der Lehrkraft bereits vorher ausgewählte oder selbst recherchierte Bibelstellen, Gleichnisse etc. in ihren regionalen Dialekt (oder in jugendgerechtes Hochdeutsch) zu übersetzen.

  • Ein sehr simpler Einstieg in die digitale Welt ist auch der Auftrag an die Schüler, sich mit der Handykamera auf die Suche nach Spuren religiösen Lebens im Alltag zu machen. Ihre Kirche und der Friedhof sind ja naheliegend; aber oftmals lassen sich - grade auf dem Land - noch viel mehr Spuren christlichen Lebens finden: Schmuckkreuze, Wegkreuze, Gipfelkreuz, öffentliche Statuen, Plätze, Straßennamen etc.

  • Eine ebenfalls sehr niederschwellige Idee, was die Komplexität der Anforderung an Schüler und Hardware anbelangt, ist die Gestaltung eines meditativen Posters mit einem Zitat oder Lebensmotto, das dem Schüler/der Schülerin etwas bedeutet. Im Internet gibt es genügend Zitate-Sammlungen, die für diesen Zweck herangezogen werden können. In einem nächsten Schritt geht es dann darum, ein geeignetes Bild zu finden (z. B. mit der Bildersuche von Google) und beides - Bild und Zitat - mit Hilfe eines Textverarbeitungsprogramms in eine ansprechende Form zu bringen.
    Als Endprodukt könnte ein Klassenkalender anvisiert werden.

  • Natürlich ist es auch naheliegend, speziell im Religionsunterricht anstelle eines normalen Zitats einen bedeutsamen Bibelspruch suchen zu lassen. (z. B. mit der Website www.bibleserver.com)

  • Modern nachgestellte Bibelstellen mit Handys fotografieren und die Akteure mit Sprechblasen zum Reden bringen. 

  • Eine Variante dazu:
    Religiöse Bilder bedeutender Künstler mit kostenlosen Bildbearbeitungsprogrammen oder auch in einem Textverarbeitungsprogramm verfremden oder - ähnlich wie vorher bei den selbst erstellten Fotos - die abgebildeten Personen mit Sprechblasen zum Reden bzw. Nachdenken zu bringen. (Es versteht sich von selbst, dass solche Bearbeitungen auf keinen Fall veröffentlicht werden dürfen, außer es handelt sich um Werke, die mit einer entsprechenden Lizenz ausgestattet sind.)

  • Darf es technisch etwas anspruchsvoller werden? Dann könnten Sie ein von den Schüler(inne)n selbst geschriebenes Kurzhörspiel aufnehmen. Die Mikrofone mancher Handys haben eine beachtliche Qualität. In Verbindung mit einer Diktier-App lässt sich auch ohne weitere Software bereits Beachtliches erzielen. Besonders, wenn Sie eine App verwenden, die auch einfache Bearbeitungsfunktionen wie Schneiden und Einfügen ermöglicht. Sie können aber auch die Funktionalität einer kostenlosen und sehr weit verbreiteten Windowssoftware namens Audacity nutzen, mit deren Hilfe ein einfaches Notebook in ein Mehrspur-Aufnahmegerät mit nächträglicher Schnitt- und Bearbeitungsfunktionalität verwandelt wird.

  • Sie können aber auch bei bereits verfügbaren Erklärvideos (z. B. auf Youtube) den Ton abschalten, und die Schüler auffordern, nun selbst einen Text dafür zu schreiben. Mit einem geeigneten Videobearbeitungsprogamm könnten Sie sogar ihre eigene Tonspur anstelle des Originaltons verwenden. (Es versteht sich aber von selbst, dass Sie so ein Produkt nicht ohne die Erlaubnis des Urhebers veröffentlichen dürfen!)

  • Auch Video-Clips gehen eigentlich ganz leicht. Ein gutes, kostenloses Videoschnittprogramm ist z. B. der Windows Movie Maker 2012 . Und hier gibt es eine 20-seitige Handreichung im PDF-Format von Matthias Wörther, von der "muk" ("Medien und Kommunikation" - Fachstelle der Erzdiözese München und Freising): MOVIEMAKER Live. Mit einfachen Mitteln Filme drehen . Und noch ein weiterer Titel von Matthias Wörther könnte hier weiterhelfen: LOW BUDGET Mit einfachen Mitteln Filme drehen

 

Bevor die dabei erstellten Produkte allerdings in das Internet gestellt oder anderweitig veröffentlicht werden, müssen rechtliche Fallstricke vermieden werden. Unterrichtszeit, die man dafür aufwendet ist keineswegs "vergeudet", da Schülerinnen und Schüler erfahrungsgemäß in solchen Dingen wesentlich "großzügiger" denken als ihre Lehrkräfte.

Sebastian Schuhbeck (Stand: März 2018)

 
 

© Sebastian Schuhbeck, Ehemaliger Bayer. Landesbeauftragter für Computereinsatz im Religionsunterricht ( 1998-2024 ) - Alle Rechte vorbehalten!

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